Wie einem erotische Phantasien helfen

KamaSutra22Während ich – mal wieder – im Zug sitze, mir vorstelle, wie viele Millionen weltweit in diesem Moment Züge bevölkern, beschleichen mich Bilder kopulierender Paare. Wie viele mögen es gerade auf Zugtoiletten treiben? In Fliegern, auf Schiffen? Welche Eisenbahngesellschaft hielte den Rekord? Welche Fluggesellschaft, welche Reederei? In welchem Unternehmen suchen AnGestellte am häufigsten das stille Örtchen auf, um sich einander liebestrunken hinzugeben oder einfach einen Quickie mitzunehmen?

Wie viele Toiletten sind inzwischen überwacht? Gibt es ein Menschenrecht auf unbeobachtetes Tête-à-tête daselbst? Kaum anzunehmen, dass Orte, an denen nachgewiesenermaßen Komplotte geschmiedet, Drogen gehandelt, Morde begangen werden, nicht den Eifer jedes Spions und seiner Gegenspieler anstacheln.Dämpfte das die Begierden sexhungriger Paare?

Vermutlich befassen sich längst Forscher mit solchen Phänomenen. Die Wissenschaft, getrieben von der Not, ihre Unentbehrlichkeit auch noch im Abseitigsten beweisen zu müssen, wird Daten erheben, Tabellen und Fragebögen entwickeln, quantifizieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit und in welchem Ausmaß die Restrooms, Cabinets, WC zweckentfremdet werden, wenn sie durch öffentliche Räume rollen, fliegen, schwimmen oder den Firmenalltag erträglich machen.

Die privaten Kloschüsseln dürfen die Experten außen vor lassen; immerhin sind Schätzungen erlaubt. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand – ob er unterwegs in Sanitäranlagen ungehemmten Sex hat oder nicht – diesen Usus auch zu Hause pflegt, ist nicht sehr groß. Dort gibt es Betten, Duschen, Wannen, Tische, Stühle, Sessel und Sofas aller Art. Dieses Mobiliar, womöglich noch nach Eignung gewichtet, macht den Sex am Hygienestandort zur statistischen Marginalie. Ihm fehlt auch weitgehend das Abenteuerliche. In der Bahn, im Aeroplan, auf dem Kreuzfahrtschiff dagegen…

Der Forschungsgegenstand dürfte kaum mehr zu erschöpfen sein, wenn nur erst Ethnologen, Anthropologen, Kultur- und Genderwissenschaft sich seiner annehmen. Ich bin schon sehr gespannt. Und vorerst sehe ich es viel gelassener, wenn an den ICE-Toiletten die roten Zeichen leuchten.

Lorraine und Loire

Loire Abend

"Wie Gott in Frankreich" ist für jeden, der die Schlösser an der Loire besucht, kein leeres Wort. Zumindest haben die "von Gottes Gnaden" Könige von Frankreich einiges dafür getan, ihren Chef im Falle eines persönlichen Besuchs angemessen unterzubringen.
Alle anderen Schlossherren hatten wiederum dafür zu sorgen, dass der König Kost und Logis in königlichem Stil vorfand, wenn er samt Hofstaat vorbeischaute. Dankbar vermerken wir, dass unser Komfort bescheidener, dafür aber gesünder ist.
Das beste: der Himmel segnete unsere Reise mit dem schönsten Wetter, einem sommerlichen Mai und einem erträglichen Maß an internationalem Tourismus.
Während über die Existenz Gottes weiter gestritten wird, spricht doch vieles für einen Aufenthalt in unserer Nähe: erst in der Lorraine, wo wir eine Festung vorfanden, die von den Kriegen vergessen wurde, dann zwischen Orleans und Tours, wo sich kein Mensch mehr vorstellen kann, wie sich hier vor 70 Jahren Europäer mit amerikanischer Unterstützung gegenseitig umbrachten, weil Millionen Deutsche gern allen anderen zeigen wollten, wo’s langgeht. Das schaffen sie heute nicht mal mehr beim Flaschenpfand.

Gott sei Dank.