Chinas „Masterplan“ – und Europas Eliten

Titel zu "Der Masterplan" von Stefan Scheuer

Wieviel Freiheit bleibt Europa?

„China first!“ Das müsste Xi Jinping, Parteiführer der Chinesischen Kommunisten und Staatsoberhaupt des Reiches der Mitte nicht proklamieren, um die Linie seiner Politik klarzustellen. Wie Mao Zedong ist er Führer auf Lebenszeit, jede Art polititscher Opposition lässt er brutal unterdrücken. Als Liu Xiaobo, Friedensnobelpreisträger 2010, vor den Folgen des chinesischen Nationalismus warnte, verschwand er im Kerker, bis ihn seine Krankheit zum Tode begnadigte.

Xi Jinping gewährte der deutschen Kanzlerin den Wunsch, Liu Xia, die Witwe Liu Xiaobos, in die Freiheit des deutschen Asyls aufnehmen zu dürfen, Angela Merkel „gab er damit Gesicht“, die chinesische Gepflogenheit, Verhandlungspartner in aller Augen aufzuwerten. Sie durfte sich bedanken. Mir fielen sofort die „Freikäufe“ ein, mit denen die Bundesrepublik politischen Gefangenen aus der DDR heraushalf. Heute sind nicht Kommunisten dringend auf Geld und wirtschaftliche Zusammenarbeit angewiesen, sondern deutsche Politiker und Konzernchefs haben ohne die KPCh keine Zukunft. Und weshalb das so ist, darüber hat Stephan Scheuer ein hoch informatives Buch geschrieben, es stimmt für die Zukunft Europas und Deutschlands nicht optimistisch.

Schon im Vorwort reißt er auf, wie Maos „Volksrepublik“ in nur 40 Jahren vom Drittweltland zur zweitstärksten Wirtschaftsmacht heranwuchs und inzwischen mit seiner Innovationskraft sämtliche Industriestaaten vor sich her treibt. In folgenden neun Kapiteln legt er dar, wie sich Xi Jinpings unbegrenzte Machtfülle parallel zum Wohlstand von fast 1,4 Milliarden Menschen steigerte, chinesische Internet-Konzerne wie Baidu, Tencent, Alibaba, Huawei zu den amerikanischen Konkurrenten – Google, Facebook, Amazon, Apple – aufschlossen und die Digitalisierung des Alltags nirgenwo weiter fortgeschritten ist als in China. Andrerseits expandieren chinesische Firmen auf alle Kontinente. Sie schaffen Infrastrukturen in Afrika und Südamerika, dringen mit Finanzdienstleistungen und Firmenkäufen sowohl zu den Verbrauchern wie in Unternehmen vor, diktieren das Tempo bei der Entwicklung von autonomer Mobilität, sind Marktführer bei Drohnen. „Sieben von zehn weltweit verkauften Drohnen stammen von DJI“, schreibt Stephan Scheuer. Er liefert zu den Zahlen spannende Geschichten über Erfolge und Misserfolge großer Konzerne. Fast alle beeindrucken durch ihre Lernfähigkeit zwischen der Dynamik globaler Märkte und den Einschränkungen staatlicher Bürokratie, der Abschottung durch die „Great Chinese Firewall“. Manche Biographien ihrer Chefs taugen zur Legende. Frank Wang (DJI), Jack Ma (Alibaba), Pony Ma (Tencent), Robin Li (Baidu) mögen durchaus westlichen Vorbildern ähneln, sie unterscheiden sich jedenfalls durch ihre vollkommene Loyalität gegenüber der Partei.

Auch die Lebensgeschichte von Justin Lin (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Filmregisseur) liest sich abenteuerlich: Von Taiwan schwimmt er 1979 kilometerweit ins verfeindete Rotchina, darf nach Jahren der Bewährung in Peking Wirtschaft studieren und auf Vermittlung des Nobelpreisträgers Theodore W. Schultz in Chicago promovieren. Er brachte es zum Chef-Ökonomen der Weltbank. Dass die Finanzkrise von 2008 von China gut verkraftet wurde, weil die Führung nicht sparte, sondern beherzt in Infrastruktur investierte, dürfte ihm zu verdanken sein. Stefan Scheuer nennt ihn den Chefstrategen – nicht nur für Chinas globale Expansionspläne. Der Ausstieg des Staates aus der Wirtschaft ist für ihn kein Ziel, und die Einparteienherrschaft infrage zu stellen, käme ihm nicht in den Sinn, im Gegenteil: Megafusionen von Staatsfirmen wie bei der Bahn, der Telekommunikation, bei Energiekonzernen, Banken und Autoherstellern dienen der globalen Expansion chinesischer Vormacht.

Alle technologischen Neuerungen nutzen die regierenden Kommunisten zugleich für ihr wichtigstes Ziel, eine „harmonische Gesellschaft“ aus konform handelnden „neuen Menschen“ zu schaffen – davon handelt Kapitel acht „Der Staat: Big Brother trifft Big Data“. Weitgehende Überwachung und soziale Kontrolle, ein darauf basierendes System von Belohnung und Bestrafung für jeden Einzelnen sind in manchen Städten und Regionen bereits realisiert, bis 2020 soll das flächendeckend funktionieren. Nicht nur Behörden, Verkehrsüberwachung, Fahrkarten und Flugtickets liefern Daten fürs Profil eines Bürgers, jede seiner Aktivitäten im Netz – Einkäufe, Online-Spiele, Finanztransaktionen, Chats… – fließen ein. Dank der uneingeschränkten Kooperation von Alibaba und Tencent, dank der hochentwickelten Auswertungs-Algorithmen von Baidu werden Bürger gläsern. Die wenigsten werden sich dagegen wehren, denn schon eine abweichende Meinung kann drakonisch geahndet werden.

Viele dieser Entwicklungen finden sich in journalistischen Berichten, Stephan Scheuer fasst sie klug zusammen, stellt sie in historischen Kontext etwa des Maoismus, bereichert sie um eigene Erfahrungen. Er zeigt, wie die Großmacht beginnt, Europa zu dominieren: Deutsche Autoproduzenten geraten unter Druck, wenn einer ihrer wichtigsten Märkte aufgrund staatlicher Planung auf E-Mobilität umgestellt wird, Fernziel: autonomes Fahren. Hier beginnen die Fragen. Datentechnisch ist ein autonomes Fahrzeug völlig transparent. Wird ein bürokratisches Monster wie die DSGVO chinesische Hersteller hindern, ihre Bauteile für Transfers zu nutzen? Standen bisher schon Smartphones aus China im Verdacht, ungeschützt gegenüber geheimdienstlichen Hackern zu sein, so wird etwa mit der Ausbreitung chinesischer Bezahldienste auch in deutschen Geschäften und Online-Märkten ein Zugriff des chinesischen Staates auf solche digitalen Quellen wahrscheinlicher. Wird aus dieser IT-Vormacht Chinas mit dem Blick etwa auf von künstlicher Intelligenz gesteuerte Kampfdrohnen bald eine miltitärische? Google hat sich in den USA aus einem entsprechenden Projekt zurückgezogen, Baidu wird das gewiss nicht tun.

Eine „Kombination aus Ignoranz und Selbstzweifel“ bescheinigt der Autor im letzten Kapitel dem „einst so stolzen“ Europa. Was die „Eliten“ von Politik und Wirtschaft anlangt, ist vor allem Ersteres auffällig.  Abgesehen von politischen und Finanzkrisen: Schon ein Blick auf die Bahn, die Verkehrsinfrastruktur, den Netzausbau und die Mängel im Bildungssystem löst begründete Zweifel daran aus, mit China auch nur gleichziehen zu können. Deutschland hat mindestens ein Jahrzehnt verloren. Sollte sich Europas Bevölkerung mit der EU so verbunden fühlen wie die Chinesen mit ihrem Land? Mancher Politbürokrat agiert, als würde er gern mittels IT und Medien nach chinesischem Muster die Bevölkerung umerziehen, jeden Widerspruch eliminieren. Affinitäten zu Marx, Lenin und Mao sind wieder en vogue. Der goldene Marx aus China in Trier ist eine Ironie der Geschichte.

Stephan Scheuer „Der Masterplan – Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft“ 1. Auflage 2018, 208 Seiten ISBN: 978-3-451-39900-8, 22 €

Klebstoff der Dikaturen

Noch ein Auszug aus dem “Raketenschirm”, der die Aktualität des Romans zeigt: Zensur, Denunziation und Überwachung paralysieren jedes Vertrauen zwischen Menschen – schließlich den Staat, der seinen Bürgern freie Meinung und unzensierte Öffentlichkeit verweigert. Der alte, giftige Klebstoff der Diktaturen funktioniert immer noch: die zwei Komponenten Angst und Gewohnheit sind offenbar nur durch Katastrophen aufzulösen. Ein Gespräch zweier Frauen am Liepnitzsee, einer Idylle nahe bei Erich & Erichs Residenz Wandlitz in den 80er Jahren, offenbart die Brüchigkeit eines Lebens, das “riskantes” Vertrauen durch Kontrolle ersetzen will.

Liepnitz„Was machen wir jetzt?“ Antje und Gabi saßen am Ufer des Liepnitzsees, die Kinder ließen Steinchen springen, peitschten Brillanten in die Sonne des Altweibersommers, spürten Krebse auf, schnorchelten. „Sie sind vollkommen unbeschwert“, sagte Antje, „Karsten gehört ihnen ja auch irgendwie, nicht nur uns. Die Jungs raufen, spielen Fußball mit ihm, Carla schwärmt vom Fernsehstar – ‚der Freund von Gojko Mitic‘! Mir wär’s egal, dass du mit ihm schläfst, mir ist nur nicht so ganz egal, dass es nebenan passiert.“

„Und dass er bei der Stasi unterschrieben hat, ist dir das auch egal?“

„Dir nicht?“

Gabi schwieg. Ein Spitzel, von dem alle wussten, war auf den ersten Blick nicht viel wert für einen Geheimdienst, nicht als Informant jedenfalls. Alle würden sich in seiner Anwesenheit zurückhalten mit gefährlichen Äußerungen, ihn abschneiden von Vertraulichkeit. Sie konnten aber auch niemals Vertrauliches besprechen, gar vereinbaren: Solange er da war, war die Macht da, die Drohung. Wie konnte er selbst mit dieser Aura leben? Alles was er sprach, was er tat, stand unter Vorbehalt, jeder Raum füllte sich mit Misstrauen, sobald er ihn betrat, denn er würde nie beweisen können, dass mit seiner Enttarnung die Verbindung zur Stasi beendet war. Gabi stellte sich vor, sie selbst brächte eine Runde zum Verstummen, indem sie nur erschiene. Sie würde grinsen, Hallo sagen und „Alles okay?“, und dann redeten alle von Belanglosem. Eine Aura wie von billigem Parfüm umgäbe sie. Angenommen es gäbe einen zweiten Spitzel – wäre er dann der einzige, der ihr unverkrampft begegnete? Oder müsste er, damit seine Tarnung intakt bliebe, die Enttarnte mit besonderer Verachtung strafen? Wäre also schärfstes Misstrauen, besonderer Vorbehalt angebracht gegenüber den Vorsichtigen und Standfesten?

In diesem Augenblick begriff Gabriele Fürbringer, dass die Stasi mit ihrem Spitzelwesen jegliches Vertrauen zerstörte. Sie fragte sich, was dann übrig blieb: „Was bliebe übrig, wenn wir einfach alle eine Verpflichtungserklärung unterschrieben? Wären wir alle brav oder säßen wir alle im Knast?“

„Wir sitzen doch alle im Knast“, grinste Antje, „die Stasis womöglich noch mehr als wir. Glaubst du, dass die sich nicht gegenseitig fortwährend belauern? ‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‘, Lenin, schon vergessen? Da drüben bei den Dauercampern auf der Insel sind sie unter sich, wetten? Nicht zu reden vom eingezäunten Bonzenbad oder der Siedlung nebenan in Wandlitz. Vielleicht erzählen sie sich dort beim Grillen die schärfsten politischen Witze – vielleicht aber auch nicht.“

„Dann wäre Mielke der Einzige, der überhaupt noch irgendwem vertrauen könnte, weil er alles und alle kontrolliert“, meinte Gabi, „er dürfte über Witze als einziger unbeschwert lachen.“ Antje freute sich: „Wenn es so perfekt funktionierte, klar. Er wäre Gott, vorausgesetzt alle Informationen wären wahr, kämen bei ihm an und er könnte sie verwerten. Aber das Ganze ist ein undurchschaubares Gestrüpp von Lügen, Halbwahrheiten, erschlichenen oder erpressten Wahrheiten. Nicht mal Honecker kann sich sicher fühlen, er hat Ulbricht gestürzt, er traut keinem, denn er kennt die Tricks. Wenn wir alle unterschrieben, uns fortwährend gegenseitig zu denunzieren, wäre das Chaos nur ein kleines bisschen schlimmer. Vermutlich lebten wir nicht viel anders als wir ’s sowieso tun, weil der Alltag hauptsächlich aus Routinen besteht, die den Oberstasis egal sind. Mit der Liebe würde es schwierig, das kannst du in ‚1984‘ von George Orwell nachlesen. Liebe ohne Vertrauen? Beides wäre einfach totkontrolliert.“

Gabi nickte. „Du hast mir vertraut, ich hab ’s verdorben.“ Antje nahm sie in den Arm. „Nein, um Gottes willen. Nicht wegen dem Typ. Den kannst du geschenkt haben, mach mit ihm, was du willst. Du solltest ihn nur von uns – dir, mir, den Kindern, den Freunden fernhalten. Keine Ahnung wie du ’s anstellst, ich hoffe, dass der Anfall von Verliebtheit vorübergeht. Bei mir hat er nicht lange gedauert, meine Freundschaft zu dir verträgt mehr.“

„Er hat versprochen, dass er den Stasioffizier hängen lässt, ihn mit Banalitäten abspeist, niemals etwas zu unserem Nachteil ausplaudern wird.“ Gabi seufzte, schmiegte sich in Antjes Umarmung. Der See lächelte. „Na also“, hörte Gabi Antje sagen, „dann kannst du entscheiden, ob du ihm vertrauen willst. Kontrollieren kannst du ihn ja nicht.“

Schlafen… träumen…

IMG_0317Wie kostbar diese jenseitigen Welten sind. Das Bewusstsein befasst sich dort nur noch eingeschränkt mit unmittelbaren Reizen; es wird vom Unbewussten, vom Erinnern, von Wünschen und Ängsten bewegt. Es muss ihnen folgen in gegenstandslose, phantastische, manchmal furchterregende Geschehnisse. Was im Alltag nicht zu merken ist – dass hinter Entscheidungen nur selten vernünftiges Abwägen steht – wird hier und jetzt universelles Programm. Alles ist möglich. Es muss nur einen Kondensationskeim geben, an den sich chaotisch schweifende Erinnerungen anlagern können, egal ob sie frühkindlichem Erleben oder einer Fernsehserie entspringen. Von diesem Keim aus vernetzen und verweben sich Landschaften, Figuren, Situationen innerhalb von Hundertstelsekunden. Sie sind flüchtig, aber sie können stärker wirken als real Erlebtes.

Hirnforscher wollen aufklären, was da “wirklich” geschieht. Sie wollen mittels hochpräziser Messung elektromagnetischer, hormoneller, zellbiologischer Abläufe die Traum und Gedankenwelten vermessen. Aber dieses “wirklich”  bedeutet doch immer nur, dass mit apparativ begrenzten Methoden Daten erfasst und Modelle konstruiert werden. Diese Modelle müssten in irgendeiner Form verifizierbar sein – etwa indem man aus mit ihrer Hilfe entworfenem elektromagnetischen Geschehen einen vorhersagbaren Traum entstehen ließe, also – wie im Film „Inception“ – bewegte Bilder ins Traumgeschehen einspielte, dem der Träumer nicht entfliehen kann.

So etwas ist Wunschvorstellung aller Despoten, Geheimdienste, vieler Produzenten mehr oder weniger schlechter Sci-Fi-Texte, Filme, Spiele. Vermutlich steckt schon viel Geld in einschlägigen Forschungen. Ihre Konsequenzen gehen – was ökonomische und politische Macht anlangt – über Kernkraft, Gentechnik, IT und Internet hinaus. Sie verschärfen alle Fragen nach menschlicher Verantwortung bis tief ins Persönliche. Aber stirbt infolge solcher “digitaler Transparenz” des Individuums nicht jedes Vertrauen, sogar das zu sich selbst?

Einstweilen freue ich mich an allen Abenteuern, zu denen ich ins Universum der Träume eingeladen – oder sollte ich besser sagen: entführt? – werde. Manchmal freue ich mich auch, von dort unversehrt zurückzukehren in eine Realität voller Überraschungen. Gott sei Dank wird sie sich nie ganz kontrollieren lassen, und das bedeutet: überhaupt nicht.

Wie einem erotische Phantasien helfen

KamaSutra22Während ich – mal wieder – im Zug sitze, mir vorstelle, wie viele Millionen weltweit in diesem Moment Züge bevölkern, beschleichen mich Bilder kopulierender Paare. Wie viele mögen es gerade auf Zugtoiletten treiben? In Fliegern, auf Schiffen? Welche Eisenbahngesellschaft hielte den Rekord? Welche Fluggesellschaft, welche Reederei? In welchem Unternehmen suchen AnGestellte am häufigsten das stille Örtchen auf, um sich einander liebestrunken hinzugeben oder einfach einen Quickie mitzunehmen?

Wie viele Toiletten sind inzwischen überwacht? Gibt es ein Menschenrecht auf unbeobachtetes Tête-à-tête daselbst? Kaum anzunehmen, dass Orte, an denen nachgewiesenermaßen Komplotte geschmiedet, Drogen gehandelt, Morde begangen werden, nicht den Eifer jedes Spions und seiner Gegenspieler anstacheln.Dämpfte das die Begierden sexhungriger Paare?

Vermutlich befassen sich längst Forscher mit solchen Phänomenen. Die Wissenschaft, getrieben von der Not, ihre Unentbehrlichkeit auch noch im Abseitigsten beweisen zu müssen, wird Daten erheben, Tabellen und Fragebögen entwickeln, quantifizieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit und in welchem Ausmaß die Restrooms, Cabinets, WC zweckentfremdet werden, wenn sie durch öffentliche Räume rollen, fliegen, schwimmen oder den Firmenalltag erträglich machen.

Die privaten Kloschüsseln dürfen die Experten außen vor lassen; immerhin sind Schätzungen erlaubt. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand – ob er unterwegs in Sanitäranlagen ungehemmten Sex hat oder nicht – diesen Usus auch zu Hause pflegt, ist nicht sehr groß. Dort gibt es Betten, Duschen, Wannen, Tische, Stühle, Sessel und Sofas aller Art. Dieses Mobiliar, womöglich noch nach Eignung gewichtet, macht den Sex am Hygienestandort zur statistischen Marginalie. Ihm fehlt auch weitgehend das Abenteuerliche. In der Bahn, im Aeroplan, auf dem Kreuzfahrtschiff dagegen…

Der Forschungsgegenstand dürfte kaum mehr zu erschöpfen sein, wenn nur erst Ethnologen, Anthropologen, Kultur- und Genderwissenschaft sich seiner annehmen. Ich bin schon sehr gespannt. Und vorerst sehe ich es viel gelassener, wenn an den ICE-Toiletten die roten Zeichen leuchten.