Ein Gespräch mit Zukunftsperspektive

Ein nobles Café in Berlin Anfang der 2010er Jahre. Silvia, Künstlerin Anfang 60, trifft sich mit ihrem älteren Halbbruder Hermann. Sie haben sich jahrelang nicht gesehen, er hat ihr gerade geholfen, eine Malware-Attacke mit pornographischen Inhalten auf ihre Website abzuwehren. Von ihrer Mutter vermittelt, verabredet sich Silvia daraufhin mit dem Verwandten, den sie in übler Erinnerung hat. Sie will ihm keinen Dank schuldig bleiben.

Der Schnauzbart irritiert sie, die runde Brille erinnert an historische Vorbilder aus den Jahren der Oktoberrevolution, der Anzug am fülligen, dennoch fest und sportlich trainiert wirkenden Leib stammt von einer Nobelmarke, unterm Doppelkinn ist der Kragen offen, keine Krawatte, ein Dreitagebart, kahle Stellen im grauschwarzen Stoppelhaar: Als sich Hermann Hofrichter zu Silvia an den Tisch setzt, mit „Freundschaft“ grüßt, grinst, wirkt er entspannt und locker. Er muss bald 65 sein.

„Du siehst nicht aus wie ein Rentner“, sagt seine Halbschwester.

„Ich bin bestens in Form, ficke jede Braut dreimal hintereinander, sie muss nur gut genug aussehen, Danke fürs Kompliment. Kann ich was für dich tun?“

„Hast du schon, dafür wollte ich mich bedanken.“ Hermann lacht: „War mir ein Vergnügen. Hätte nie gedacht, dass ich mal ’ne Mösengalerie gegen Kinderficker verteidigen müsste. Gläschen Prosecco?“

Silvia versucht, dagegenzuhalten: „Klar. Du bist potent, ich bin trinkfest.“ Der Bruder steckt das unkommentiert weg, winkt der Bedienung. Das noble Café in Charlottenburg ist leer um diese Tageszeit, sie sind ungestört.

„Einen Prosecco bitte, für mich ein stilles Wasser und einen Pfefferminztee, ich bin Alkoholiker. Hemmungen hattest du nie, Geschmack leider auch nicht. Wovon lebst du eigentlich?“ Die Serviererin verzieht keine Miene, stöckelt davon.

„Keine Ahnung. Irgendwie geht ’s.“

Gegenwart und Zukunft entspringen den Plänen, Verstrickungen, Entscheidungen vieler zurückliegender Jahre. Nichts ist vergangen, nicht einmal die Gedanken.

Hermann nickt versonnen: „Das Tolle an diesem Land: es lässt seine Spinner nicht verhungern. Mal sehen, wie lange ’s noch funktioniert.“ Silvia ahnt, dass jetzt der Katechismus folgt. Hermann fasst nach einer schmalen Mappe, holt ein Notepad heraus, macht ein paar Fingergesten. „Die Spinner haben sogar genug Geld, es in die Revolution zu investieren. Schau mal: das ist in den letzten drei Tagen hereingekommen.“ Er hält ihr den glänzenden Bildschirm hin. Sie überfliegt Tabellen, eine Grafik. „Möchtest du nicht auch spenden? ,Heal the World, Make It A Better Place … For You and For Me … And the Entire Human Race’ …“, summt er.

„Wusste nicht, dass du singen kannst. Was macht ihr mit diesem riesigen Haufen Geld? Möchtest du nicht etwas davon in eine Kulturstiftung für – sagen wir: meine Mösengalerie – stecken?“

„Prosecco, Pfefferminztee, Wasser – korrekt?“ Die Serviererin lächelt den Graubart mit der Revoluzzerbrille an, als sei er Steve Jobs.

„Klar.“ Hermann beobachtet Silvias Reaktion. „Nur nicht sofort. Schau – es ist so: Wir haben dir geholfen, jetzt könntest du für uns etwas tun. Dein Ziel, den Mädchen und Frauen dieser Welt Beschneidungen, Zwangsehen, Sklavenhandel und so weiter zu ersparen, ist auch eines der Ziele unserer NGO, eines nur, aber die anderen werden dir auch gefallen.“

„Du redest jetzt nicht vom ‚Leninistischen Aufbruch‘?“ Silvia ist platt.

„Ach was. Solche kindischen Etiketten kleben sich nur Schwachköpfe und verkalkte Veteranen des Kalten Krieges an. Im Zeitalter des Internets verlaufen Revolutionen vollkommen anders – oder hast du den ‚Arabischen Frühling‘ verschlafen?“

„Natürlich nicht, und ich bin besonders gespannt darauf, wie er sich auf die Lage der Frauen auswirken wird.“

„Siehst du. Frauensolidarität bleibt wichtig. Wir haben sehr renommierte Aktivistinnen, die einschlägige Foren betreuen, neue Kräfte gewinnen, starke Argumente – vor allem Bilder – beisteuern. Die Welt muss sich ändern, Nachhaltigkeit, Klimawandel, soziale Gerechtigkeit … du weißt schon.“ Hermann nippt an seinem Tee, gießt ein halbes Glas Wasser nach, als handle es sich um das Wodka-Wasser-Ritual. Silvia ist es unheimlich wie je in seiner Gesellschaft. Sie erinnert sich noch, wie er Stalin zitierte, von unversöhnlicher revolutionärer Einstellung sprach.

„Partei und Proletariat sind also passé?“

„Weder Marx noch Lenin konnte wissen, wie der Kapitalismus sich im Detail entwickeln würde, im Großen haben sie mit ihren Lehren Recht behalten. Aber die Globalisierung und die neuen Medien stellen andere Aufgaben. Man kann Ziele heute nicht mit den Mitteln des 19. oder 20. Jahrhunderts erreichen. Die Organisationsformen sind völlig verändert. Ein Konzern, eine Bank – sie mögen global noch so mächtig, noch so gut aufgestellt sein – sind durch entsprechende Informationsströme erschütterbar, genau wie irgendeine Diktatur. Wikileaks hat das bewiesen, Anonymous, … na, du weißt schon. Es muss niemand mehr auf die Straße gehen, sich als fahnenschwenkender Märtyrer niederschießen lassen, wenn er eine Chemiefabrik kaputtmachen, einen Banker zum Kniefall bringen will. Informationen über eine verseuchte Landschaft, einige Dutzend betrogene Anleger reichen: Sie müssen nur groß genug sein für Nachrichten in den Leitmedien, eine große Zahl von Menschen dazu bringen, sich uns anzuschließen: Dominanz in den Medien ist das neue Kapital, und das Internet ist die Methode der Akkumulation. Wir sind die Guten, wer zu uns gehört, gehört an die Macht.“

„Was zu beweisen wäre.“ Silvia lacht. Hermann zuckt die Schultern, trinkt, bestellt neuen Tee, neues Wasser. „Noch einen Prosecco?“

„Klar.“ Sie schüttelt den Kopf. „Du willst also das Proletariat per Internet mobilisieren.“

„Ich will dir helfen, mit deiner Mösengalerie berühmt zu werden und nicht von Almosen zu leben. Kapierst du nicht: Wir schaffen es, dass jeder, der wie du und deine Mutter eine bessere Welt will, sich engagieren kann. Wir bündeln die Energien – und wir haben die Technik dafür.“

„Und wie nennt sich das Ganze? Nicht mehr Kommunistische Partei?“

„Tu nie alle Eier in einen Korb. Auch Utopisten, Grüne, Tierschützer, jede Sorte sozialistischer Bewegungen konkurrieren in dieser Welt. Sogar Religionen.“ Hermann bläst einen verächtlichen Lacher durch die Nase. „Die Kunst besteht darin, ständig neue Netze zu knüpfen, den Leuten die Überzeugung zu vermitteln, dass sie auf der richtigen Seite stehen, zur ‚Heal-the-World‘-Bewegung gehören, die Kunst ist, dabei als Bewegung so groß wie irgend möglich zu werden. Und natürlich das Geld dafür einzusammeln.“

„Bei den Spinnern.“

„Und bei denen mit schlechtem Gewissen, bei denen im Hintergrund, im Dunkeln wenn ’s sein muss …“

„Erpressung.“

„Quatsch. Wiedergutmachung. Wenn du die Moralinsäure weglässt, kriegst du vielleicht endlich eine Mahlzeit hin, die überall auf der Welt gegessen wird. Oder möchtest du auf eine große Kosmetikfirma als Sponsor für deine Muschibildchen verzichten?“

„Der Kommunist rettet die Frauen der Welt mit L’Orèal – oder isses Beiersdorf?“

„Der Kapitalismus hat sich mit dem Kommunismus seinen Totengräber erschaffen. Die Form der Bestattung konnte Marx nicht vorhersehen. Du und Deine Mutter – ihr passt besser an die Spitze als zum Fußvolk. Das wollte ich dir gesagt haben, deshalb habe ich nicht gezögert, für dich etwas digitalen Dreck wegzuputzen. Niemand zwingt dich zu einer Entscheidung. Achte einfach mal im Internet genauer darauf, wohin der Wind weht und in welche Richtung die Massen sich bewegen. Wo vorn ist, sind wir.“

Silvia lacht ein wenig gezwungen: „Sagst du deshalb nicht mehr ‚bljatj‘?“

„Ich trinke auch keinen Wodka mehr.“

„Aber wenn du mich und Meinesgleichen einlädst – womöglich schubsen wir Frauen dich weg von der Spitze.“

„Nur zu. Ich konnte schon früher – anders als du und dein schneidiger Genosse Leutnant Lampert – mein Ego zügeln, habe gelernt, in den hinteren Reihen treu zu dienen. Zahlen!“ Hermann legt einen großen Schein auf den Tisch und wendet sich zum Gehen, ohne auf Wechselgeld zu warten.

Auszug aus dem Roman „Raketenschirm“, erschienen 2013 im Salier Verlag

Europa der Völker oder der Bürokraten?

KershawAchterbahn2dDieses Buch ist ein Solitär in der Vermittlung jüngerer europäischer Geschichte. Am Ehesten würde man ihm gerecht, wenn man es zum Ausgangspunkt möglichst vieler Debatten zwischen Generationen, Nationalitäten, politischen Einstellungen machte – eine Hoffnung, die in scharfem Kontrast zum herrschenden Geist in der Politik, in den Medien und leider auch zur mangelnden Sorgfalt in der Gestaltung von Schulbüchern und Lehrplänen steht.

Den Titel hat Ian Kershaw trefflich gewählt. Sowohl was das schwindelerregende Auf und Ab, das Tempo und die Rasanz anlangt, mit der seit 1950 Geschichte „erfahren“ wird, als auch die rasch wechselnden Perspektiven und atemberaubenden Momente nahe am Absturz: Der Zeitgenosse bestätigt ihm, dass er ihn zu einer großartigen Reise einlud. Sie führte durch erschreckende und bezaubernde Landschaften, lenkte den Blick auf unbekannte Details, schärfte das Gefühl für abrupte Wendungen. Sie ist noch nicht zu Ende.

Die Bibliographie belegt ein veritables Gebirge an Informationen, das Ian Kershaw durchforscht hat, er hat dort hinein klug die Trasse seiner Achterbahn konstruiert, er baut Ausblicke auf Krisen und Umbrüche, Personen und Parteien, Ökonomie, Politik und Kultur, auf Nationen, Europa und die Welt ein und setzt sie zueinander in Beziehung. So wird etwa das Panorama des Kalten Krieges zugleich breit und tiefenscharf. Beim Betrachten desselben ebenso wie beim Passieren von Abgründen möglicher nuklearer Konflikte oder des hochbrandenden Jubels nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs erlebte ich meine eigene Vergangenheit als sehr präsent – wie viel Glück ich hatte, dem DDR-Sozialismus zu entkommen! – und doch sehr, sehr fern. Das liegt wohl an der klaren, unverschnörkelten Sprache des Erzählers, sie ist frei von Effekten, aber keineswegs ermüdend. Dafür ist gewiss auch dem Übersetzer Klaus-Dieter Schmidt zu danken.

Freilich: Wer Höhen und Tiefen der Historie selbst “durchwandert” hat, schaut mit anderen Augen auf die Bilder dieser Berg- und Talfahrt als Jüngere. Ihnen mögen sie wie Kulissen erscheinen, die sich mit anderen Geschichtsbildern vergleichen lassen. Ian Kershaw verhehlt nicht, dass er seine Route durchs zurückliegende Jahrzehnt an offiziösen Sichtachsen ausrichtet. So erscheinen etwa Klimawandel und Energiepolitik in allzu bekanntem Ausschnitt. Der Sachverstand von Naturwissenschaftlern und Technikern (nicht einmal der des IPCC) blendet die Chancen der Nukleartechnik für eine gewünschte Begrenzung des Kohlendioxyds in der Atmosphäre längst nicht mehr aus. Kershaw verweilt dagegen beim populistischen Ruf nach “Atomausstieg” – wegen der in Tschernobyl und Fukushima offenbarten Gefahren dieser Technik. Aber wenn dieser Ruf auch ein langes Echo hat: Der vermeintliche Echofelsen ist aus Medienmaché.

Ian Kershaw ist klug genug, kritische Fragen an die Zukunft seiner britischen Heimat und der EU zu stellen, er ermahnt dringlich zu Reformen. Was er sich dabei vom Walten der Bundeskanzlerin Merkel und des Präsidenten Macron verspricht, blieb mir rätselhaft. Bisweilen verengt er die Perspektive, etwa wenn er zunehmenden Islamistischen Terror auf Kolonialismus und fraglos verderbliche Interventionen des Westens im Nahen Osten bzw. in Afrika sowie Benachteiligungen von Moslems in Europa zurückführt. Innersystemische Impulse religiös grundierten Machtwillens kommen kaum ins Blickfeld.

Zeit, einen Blick auf eine zweite Metapher des Autors zu werfen, den “Schraubstock”. Er verwendet sie für die totalitären Regimes des Ostblocks, sie ist einprägsam aber etwas simpel. Es drehten ja nicht nur ein Stalin, Breshnew, Honecker und ihre Gefolgschaft an der Schraube gesellschaftlicher Kontrolle. Da sind Hunderttausende von Rädchen und Hebeln im Gestell des Staates und der Medien, “An-Gestellte”, und was sie treibt, ist nicht nur Einkommen, sondern auch informelle Teilhabe an der Macht. Sie gehören dazu, und Konformität ist der Eintrittspreis.

Solche Organisationen, gern auch als Bürokratie bezeichnet, waren in der Geschichte erstaunlich resilient gegenüber Machtwechseln: Deutsche Beamte blieben nach Hitlers Ermächtigung ebenso in Lohn und Brot wie nach dessen Untergang. Jüngstes Beispiel sind fast problemlos vom IS übernommene Behörden in Teilen des Irak; Houellebecqs Roman “Soumission” (“Die Unterwerfung”) beschreibt den Übergang zur Herrschaft des Islam in Frankreich aus der Sicht eines Hochschul-Angestellten. Ian Kershaw beweist auf der Fahrt mit der Achterbahn auch seine Sachkenntnis in Kunst, Literatur, Musik. Erstaunlicherweise deutet er nur an, welche Fragen sich insbesondere für die Kultur stellen, wenn in der EU, aber auch den UN und zahllosen immer mächtigeren NGO eine supranationale Bürokratie heranwächst, deren Anspruch auf Konformität schon sichtbar, deren Kompetenz zur Lösung der entscheidenden Konflikte in der Welt aber genau deshalb durchaus zweifelhaft ist.

Am Anfang ihrer Amtszeit verkündete Angela Merkel, sie wolle der Bürokratie Schranken setzen. Inzwischen treffen planwirtschaftliche Ausflüge der Bundeskanzlerin – etwa in der Klima-, Energie- und Migrationspolitik – auf ein erstaunliches Einvernehmen bei fast allen Parteien. Auch die Medien gehen gern konform. Widerspruch gegen die uneinlösbaren Wechsel auf europäische, gar globale Lösungen wird gern mit politischem Extremismus in Verbindung gebracht: “Rechts” und “populistisch” sei das. Auch Kershaw zeigt mit dem Finger in diese Richtung. Dass aber in Polen, Ungarn, Österreich konservative Regierungen großen Rückhalt finden, eben weil Frau Merkel und die EU-Bürokratie versagen, klärt er gar nicht als systemischen Mangel auf. Kurz und Orban haben nicht seine Sympathien – anders als der “grüne” Österreichische Präsident Van der Bellen. Das ist schön subjektiv, schmälert nicht das Vergnügen und ist mir viel lieber als vorgebliche „Objektivität“.

Am Schluss der “Achterbahnfahrt” spricht Kershaw vor allem von der Unsicherheit, Unvorhersagbarkeit und Unwägbarkeit aktueller Entwicklungen. Nein, eine EUdSSR wird es nicht geben, schon gar kein neues Nazireich. Aber bewegen wir uns nicht derzeit auf den Gleitkissen politischer Korruption weiter Richtung Konformismus? Viktor Frankl hat ihn als ebenso gefährlich für die Demokratie bezeichnet, wie den Totalitarismus, und mit dem Blick auf China, wo der Staat mit totaler Überwachung Konsens und Konformität der Meinungen durchsetzt, ist das beklemmend aktuell.

Unvermeidlich sind und bleiben Konflikte mit solchen Staaten, wenn individuelle Freiheit und Menschenrechte verteidigt werden sollen. Werden die westlichen Demokratien standhalten oder sich – wie auch immer ideologisch fundierten – kollektivistischen Diktaten unterwerfen? Sie haben – z.B. in den KSZE-Verhandlungen – Stärke bewiesen, als sie Menschen- und Bürgerrechte gegen den totalitären Konsens von der Überlegenheit sozialistischer Gesellschaften vertraglich durchsetzten. Vielen Europäern brachte das die Freiheit. Dass ein solcher Prozess in globalen Konflikten möglich wird, ist nicht mehr als eine Hoffnung. Sie zerbräche, wenn in den europäischen Staaten selbst Überwachung und Kontrolle durch bürokratische Apparate – seien es Behörden oder “outgesourcte” Zensur-, Spitzel- und Denunziations-Kollektive – die Freiheit der Bürger auf konforme Schienen zwänge.

 

Ian Kershaw Achterbahn

Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt

Originaltitel: Roller-Coaster. Europe 1950-2017

Originalverlag: Allen Lane

Hardcover mit Schutzumschlag, 832 Seiten, 15,0 x 22,7 cm

mit Abbildungen

ISBN: 978-3-421-04734-2

Vom Glück, nicht beachtet zu werden

Pieter Brueghel "Superbia" - der Hochmut

Pieter Brueghel „Superbia“ – der Hochmut, eine der Todsünden, kommt bekanntlich vor dem Fall

Der mechanische Wahn, der alles quantifiziert und sich die Welt zurecht-rechnet, zurecht-modelliert mittels digital inflationierter Statistik, ebnet den Unterschied, also die Qualität, im Dienste von Geldmaschinen oder politschen Superdominanzen – schlimmstenfalls im totalitären Staat – ein. Die Superdominanzen in seiner Gefolgschaft schillern inzwischen in allen ideologischen Tarnfarben – alle erweisen sich als zwiegeschlechtliche Frucht von Kapital und Religion oder Machtgier und Bigotterie oder … denk er sich jede moderne Verbindung jeder Sorte religiösen Irrsinns mit Habgier, Herrschsucht, Rachegelüsten, Schadenfreude etc. hinzu. Dem nicht als – mehr oder weniger williger – Gehherda ausgeliefert zu sein, ist höchstes Glück und köstlicher Tanz auf dem Ereignishorizont.

So weit, so gut. Mir hat es nichts ausgemacht, dass meine Bücher und Weblogs wenig beachtet wurden. Für mich waren sie der Garten, den ich zum Ende meines Lebens hin mit mir gefälligen Blüten bepflanzen wollte, öffentlich zugänglich, allfälligen Besuchern zum Vergnügen. Kritiker mit guten Ideen, wie manches zu beschneiden, zu erneuern wäre, sind darin willkommen. Der Wettkampf von Konzernen und Politbürokraten um die Weltherrschaft wollte es, dass die EU-Administration diese Art individueller Gärtnerei Regeln unterwerfen zu müssen meint, die Aufmerksamkeits-Monster wie Google, Microsoft, Amazon, Facebook etc. im Gebrauch von Nutzerdaten zügelt.

Es war zu lesen, dass Google 500 Mannjahre aufwenden musste, um den Anforderungen der DSGVO nachzukommen. Ein Blick auf die Dienste, die sich unterm Dach dieses Giganten sammeln, die dort auf komplexe Weise vernetzt sind, die einer wie ich gern gratis schon aus Neugier nutzt, lässt einen ahnen, welches Ausmaß solche Regelungswut erreicht. Und ich habe keine Ahnung, inwiefern ich womöglich durch ein dort gehostetes Weblog gegen irgendeine der mir kaum verständlichen Auflagen verstoße, was rührigen Fachleuten dank von schlauen Algorithmen geleisteter digitaler Nachforschungen gestattet, mich kostenpflichtig abzumahnen.

Vorsorglich habe ich also meine Weblogs bei blogger.com entöffentlicht – leider auch „kosmosmensch.blogspot. com“, wo ich gratis Texte und deren Überarbeitung zu meinem Buch „Der menschliche Kosmos“ zehn Jahre lang zugänglich machte.

An dieser Stelle sei ausdrücklich der Anwaltskanzlei Dr. Thomas Schwenke gedankt, die Bloggern wie mir einen Generator für die DSGVO-konforme Datenschutzerklärung online an die Hand gab: Bei WordPress.com gehostete Webauftritte können hoffentlich auf diese Weise weiterhin Teil des demokratischen Meinungsspektrums bleiben, ohne denunziert und von Profiteuren des Abmahngeschäfts zum Aufgeben gezwungen zu werden. In derlei juristischen Konstellationen bleibt einer freilich – wie auf hoher See – des Geschickes Mächten ausgeliefert. Sei’s drum: Der Schiffbruch ist seit je Lebensrisiko.

Fragen nach Sinn und Ziel

Hinrichtung eines Delinquenten

Recht oder Gewalt – Macht – Lust?

Krisenherde, Gewalttätigkeiten, Kriege und Massaker in „Failed States“ treiben Bilderwogen hoch, der politische Einfluss von Nationalstaaten aufs wirtschaftliche Geschehen schwindet, die #EU ist eher ein Sanierungsfall als gestaltende Kraft im globalen Geschehen. Vor der Bundestagswahl werfen sich Parteien in Pose, ihre Programme bestehen hauptsächlich aus Worthülsen. Um ihre Handlungsunfähigkeit auf den wesentlichen Feldern wie Energie-, Migrations-, Finanz-, Abrüstungspolitik zu kaschieren, füttern sie mit Steuergeldern Korporationen – darunter zahllose sogenannte NGO -, die sie folgerichtig als willige Helfer für den Machterhalt und Schutzschild gegen unerwünschte Kritik dienstbar machen.

Statt Konflikte zu benennen und nach Lösungen zu suchen, gebrauchen fast alle Protagonisten der Wahlkämpfe den dicken Zeigefinger, der immer auf die anderen weist, und gegenüber den Wählern die bevormundende Moralkeule in der Art von Aufklebern auf Tabakverpackungen (Tödlich! Gefährlich! Klimaschädlich! Arm- und krankmachend…!). Sie mobilisieren den Versicherungs- und Vermeidungsimpuls der Wähler. Selbständigen Handlungs- und Entscheidungswillen, Meinungsfreiheit und Verantwortungsbereitschaft bremsen solche Organisationen gern aus, denn sie dienen nicht ihrem wichtigsten Ziel: Selbsterhaltung – koste es das Gemeinwesen, was es wolle.

Schauen Sie sich daraufhin die vertrauten „Gestelle“ (die Bezeichnung weist aus, dass vor allem ihre An-Gestellten nutznießen) einmal an.

Titel zu "Der menschliche Kosmos"

Gefühle, Konflikte, Strategien

Wenn Sie sich für Zusammenhänge, Strukturen und Handlungsmuster interessieren, ihre eigene Position daraufhin befragen wollen, ob und wieviel sinnvolles und erfülltes Erleben sich damit verbindet, dann lesen Sie “Der menschliche Kosmos” einfach online – so viel Sie mögen – und stellen Sie Ihre Fragen.

„Der menschliche Kosmos“ ist nämlich Ihrer. Das aktualisierte Vorwort bringt Sie vielleicht auf die Spur.