Farben, Symbole, Signale der Macht

Rangordnungen finden sich überall in der belebten Welt – sie organisieren soziale Systeme. Es gibt sie bei staatenbildenden Insekten ebenso wie bei Fischen, Vögeln, Säugetieren. An ihnen lässt sich trefflich zeigen, was der Naturphilosoph, Bernd Olaf Küppers auf die knappe Formel Leben = Materie + Information brachte. Er übernahm nach den verfinsterten Jahren von Nationalsozialismus und SED-Herrschaft an der Universität Jena den Lehrstuhl des berühmten Ernst Haeckel. Sein Buch „Die Berechenbarkeit der Welt“ (2012 bei Hirzel verlegt), empfehle ich gern.

Materie – dazu lässt sich nach der Einsteinschen Relation E=mc2 auch die Energie rechnen – und Information sind komplementär, d. h. keine der beiden Größen lässt sich durch die andere ersetzen; zugleich treten sie nur in Wechselbeziehungen miteinander auf. Eine Ameisenkönigin ist nur in ihrem Staat Königin; sie lebt und kommuniziert – vor allem mit ihren Antennen, aber auch über genetisch jeweils einzigartige chemische Duftstoffe – mit den Arbeiterinnen und Männchen. Sie ist ihnen durch informelle Impulse auf Leben und Tod verbunden. Und ja: auch diese für meine Augen ununterscheidbaren Insekten haben Individualität: keine Arbeiterin, Königin, kein Männchen gleicht vollständig einem anderen. Insektenforscher werden Ihnen das bestätigen.

Eine Kolonie in Europa

Die Königin könnte allein nicht überleben, die Kolonie wäre andererseits nicht fähig, sich zu reproduzieren, denn Arbeiterinnen haben zwar Ovarien, legen aber nur bei Abwesenheit einer Königin Eier, aus denen lediglich Männchen schlüpfen. Übrigens erstaunt nicht nur die enorme Artenvielfalt der Ameisen, auch die Variabilität der Strategien.

Während es in einem Nest meist friedlich zugeht – außer wenn sich eine neue Königin gegen Konkurrentinnen durchsetzen muss – führen die Insekten heftige Kriege ums Territorium sowohl gegen artverwandte Nachbarn wie gegen fremde. Zu Beginn des Jahrtausends breitete sich eine aus Argentinien eingeschleppte Art, obwohl kleiner als die einheimischen, rasch an der Mittelmeerküste von Spanien über Frankreich bis nach Italien aus. Die inzwischen über 6000 Kilometer lange Kolonie wurde zur größten je beobachteten: ein Superorganismus. Inzwischen sind sie auch in Baden-Württemberg angekommen; die schwäbischen Krabbeltiere scheinen ihnen ebenso wenig gewachsen wie die an der Costa Brava, Côte d’Azur, Riviera. Beweis für besondere kollektive Intelligenz?

So sehr sie sich von Säugetieren, Menschen zumal, unterscheiden mögen – Insekten haben mit ihnen zwei Grundimpulse gemeinsam: Erlangen und Vermeiden. Und sie kommunizieren. Nein, ich will nicht auf Vergleiche zwischen dem originalen und dem nicht selten beschworenen menschlichen „Ameisenstaat“ hinaus. Aber egal ob bei Schwärmen von Vögeln und Fischen, Herden von Elefanten, bei Wolfsrudeln und Familie Fuchs: überall etablieren sich Rangordnungen, also der informelle Aspekt der Macht. Sie sind nie unumstritten, immer aber zeitlich begrenzt. Den entscheidenden Unterschied zum Menschen macht die Sprache.

Rituale und Rollenmuster: Macht wird verteilt

Rangordnungen führen mich nicht zufällig auf die Frage nach sozialen Rollen und Ritualen. Wann und wie wird wird jemand zum Helden? Zum Mörder? Zum Anführer oder Subalternen, zum Propheten, Priester, Scharlatan, Verräter, …

Titel des E-Books "Der menschliche Kosmos"
Die „Alexanderschlacht“ – eine von unzähligen

Die von der Natur angebotenen Rollen der Mutter, des Vaters, des „α-Tieres“, des Einzelgängers, des Mitläufers sind ubiquitär; sie gestalten sich nach Mustern der Interaktion mit ihrem sozialen Umfeld, und aus dem „Genotyp“ der veranlagten Handlungs-Möglichkeiten und Impulse wächst der „Phänotyp“ des handelnden Individuums. Seine besondere Art zu kommunizieren verläuft zum größten Teil nonverbal – d. h. über Mienen, Gesten, Laute: Sie sind menschenallgemein, tiefer verwurzelt und erscheinen „spontan“, sie laufen dem sprachlichen Ausdruck voraus. Das ist nicht verwunderlich, denn die Sprache des Menschen ist evolutionsgeschichtlich viel jünger. Niemand spricht „ausdruckslos“ – es sei denn, besondere Umstände hemmen, behindern oder schmälern die nonverbale Interaktion, was etwa bei der Mimik von Geburt an Blinder zu beobachten ist. Mehr darüber findet sich in meinem Buch „Der menschliche Kosmos“.

Mit ihrem Auftreten war Sprache aber auch Teil des Etablierens von Rangordnungen – also der informellen Macht. Besonders deutlich ist das anhand des chinesischen Mandarin-Systems zu erkennen. Einerseits konnten in der kaiserlichen Hierarchie nur Personen aufsteigen, die möglichst viele der komplizierten Zeichen beherrschten, andererseits wuchs mit den Anforderungen der Beamtenprüfung die Anzahl und Komplexität der Schriftzeichen – einschließlich ihrer künstlerischen Form als Kalligraphie. Das Schriftsystem war Teil des Machtsystems.

Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf Insignien der informellen Macht.

Pomp and Circumstance

Wer Macht gewinnt, will sie alsbald demonstrieren. Er muss es, um nicht ihren Verlust zu riskieren: Palast und Dienerschaft, der einzigartige Kopfschmuck, seidene Gewänder in alleine ihm vorbehaltener gelber Farbe – dem „Mandaringelb“ – waren es beim Kaiser von China; europäische Könige bevorzugten Purpur zur Goldenen Krone. Ihre Porträts prangten auf Münzen aus Gold und Silber. Ausweise waren Petschaft und Siegel, Fälscher mit der Todesstrafe bedroht. Zahllose, einzigartige Kunstwerke füllten die Säle und Schatzkammern. Schon damals waren – neben Edelmetallen, -steinen und Perlen – Kunstwerke wie Rangabzeichen. In China gehörten dazu Kalligraphien, in Europa Handschriften.

Natürlich spricht auch die Architektur von Macht. Die der Paläste, Tempel, Kirchen und Moscheen, heute die der Wolkenkratzer und Bankpaläste, der Konzern-, Partei-, Regierungszentralen: sie sind Kathedralen des Korporatismus, angesichts derer sich der Einzelne sehr klein und verloren vorkommen kann. Ihr architektonischer Wert erreicht selten den historischer Denkmäler, nur sehr wenige werden zu Museen, wenn die Mächtigen woanders ihren Geschäften nachgehen. Ihre Lebensdauer zählt nicht nach Jahrhunderten.

Es adelte Wertobjekte jedenfalls, wenn sie zum Besitz der Mächtigen gehörten. Mit deren Untergang, wenn Reichtümer – Gold, Silber, Schmuck und Waffen – geplündert waren, fielen aber die Insignien informeller Macht – Schriften, Kunstwerke, Schlösser, Kultstätten oft der Zerstörung anheim. Texte wurden verbrannt, Würdenträger und Priester massakriert. Solche Exzesse forderten in Revolutionen – während Maos Kulturrevolution zumal – unermessliche Opfer. Jüngste Beispiele in Afghanistan, Syrien, im Irak und bei der Christenverfolgung belegen, dass Kampf um die Macht keine moralischen Schranken kennt und selten nach dem Preis fragt.

Opportunismus gewinnt

Machtwechsel bedeutet durchaus nicht automatisch Personalwechsel. Rang muss sich in der jeweiligen Gesellschaft beweisen und behaupten. In der Bundesrepublik kamen etliche hohe Beamte, Richter, Wirtschafts-, gar Heerführer der Nazizeit wieder zu Amt und Würden. In der „antifaschistischen“ DDR auch. Sie wechselten einfach die Weltanschauung. Ähnliches wiederholte sich nach dem Zerfall der UdSSR in deren Satellitenstaaten, darunter dem von der SED geführten. Die Partei überlebte samt Vermögen und Ideologie; ihre informelle Macht ist in den vergangenen Jahren zwar etwas geschrumpft aber keineswegs gebrochen.

Mehr oder weniger Prominente kamen trotz früher bewiesener strammer Haltung, ob als NS- oder Stasimitläufer, wieder zu Ansehen – sie beherrschen die erforderlichen Rituale, sich zu inszenieren und haben die Masse der Mitläufer auf ihrer Seite. Wichtiger sind jene Gestalten, deren charakteristische Farbe das Grau ist. Sie bleiben gern unsichtbar. Und sie nutzen ihre informelle Macht, im Schatten der Galionsfiguren deren Zielen gemäß das Wertesystem der Gesellschaft zu beeinflussen. Die Sprache ist immer noch wichtigstes Instrument – im Zeitalter digitaler visueller Medien aber längst nicht mehr das einzige.

Der lange Marsch der Ameisen

Als in Europa Buchdruck und Aufklärung die Alphabetisierung beschleunigten, das Selbstbewusstsein der Bürger vorantrieben, sie in wachsenden Städten zu Reichtum kamen und mit dem Adel konkurrierten, griffen sie natürlich auch nach möglichst vielen Insignien. Bücher und Zeitungen stärkten ihren informellen Einfluss. Der Kapitalismus, der nach denselben Mustern Wert schöpfende Sozialismus, Papiergeld und Aktien, digitale Währungen und die immer stärkere Verbreitung von materiellem Wohlstand änderten nichts an der Gier nach Ansehen und gesellschaftlichem Rang, im Gegenteil: Die Informationsgesellschaft brachte eine Ökonomie der Aufmerksamkeit hervor, die noch in den letzten, privatesten Winkel der Individuen eindringen möchte.

Kennzeichen heutiger Konkurrenz ist sowohl das charakteristische Streben nach quantitativer Dominanz – als Auflage bzw. Quote bei den klassischen Medien, als Anzahl von Klicks, Views, Followern, Freunden bei den „social media“ des digitalen Zeitalters – als auch nach qualitativer Dominanz in Form möglichst unangreifbarer Moral. Die Mächtigen von „Big Money“ und Politik sind – das war während des Corona-Geschehens evident – umso nervöser, je stärker sich in Medien abweichende Meinungen und von ihnen nicht erwünschte Tendenzen abzeichnen. Sie sehen ihren gesellschaftlichen Rang gefährdet, ihre Propaganda nimmt hysterische Züge an. Bis hin zu paranoider Verfolgung jedes vermeintlichen Gegners erblühen Heuchelei, Panikmache, Verleumdung, Denunziation, Rufmord, Doppelmoral.

Hexenjagd, kommunistischer Klassenkampf und Kommunistenhatz, Imperialismus, Nationalismus und Globalismus, Antisemitismus, Rassismus in alle Richtungen: Da waren und sind Heere von Streitern, die alle möglichen Farben und Symbole mit sich führen und für sich noble Ziele und das Recht zur „Gegneranalyse“ reklamieren – eine hübsche Sprachmaske für gute alte Feindbilder.

Werden sich acht Milliarden Menschen bereitfinden, sich zu einem „Superorganismus“ erziehen zu lassen, damit ihr Wohlergehen durch Freiheitsentzug, Kontrolle und Überwachung gewährleistet wird? Sehen sie – angestellt in staatlich verwalteter „materieller Sicherheit“ – darin die Zukunft? Der Artikel „Die Erschaffung des Angestellten“ – er ist als Podcast und Text bei „Der Sandwirt“ erschienen – enthält einige Gedanken dazu.

Die Macht der Unsichtbarkeit

Ein Phänomen, das mit den Massenmedien und ihrer spezifischen Ökonomie der Aufmerksamkeit herangewachsen ist: Informelle Macht wird immer wichtiger – von wem, wann, wo und wie sie gemanagt wird, soll aber durchaus nicht immer öffentlich werden. Rangordnungskämpfe innerhalb von Korporationen etwa, können deren Ruf ebenso schaden wie schwere, nicht mehr zu leugnende Fehler. Nicht nur VW lieferte in den beiden vergangenen Jahrzehnten reichlich Beispiele. In der „Informationsgesellschaft“ wächst und gedeiht daher das Geschäft der Desinformation.

Für große Korporationen und ihre Angestellten ist es existenzbedrohend, wenn ihnen schwerwiegendes Versagen nachzuweisen ist. Angestellte werden deshalb nicht nur für Leistungen bezahlt, sondern auch fürs Vermeiden von Konflikten und Verschwiegenheit nach außen. Andererseits ist nicht nur unternehmerisches Handeln mit Risiken verbunden, sondern ebenso politisches: das von Parteien, Justiz, Medien und „NGO“. Zu ihrem Geschäftsmodell gehören moralische Ansprüche .

Werden sie denen nicht gerecht, hilft keine Versicherung. Bestenfalls lässt sich Schuld verschleiern. Die simpelste Strategie, Verantwortungslosigkeit vorab zu organisieren: Ich ignoriere einfach Einwände, Widerspruch, Kritik. Wer trotzdem unbequeme Fragen stellt, den speise ich mit reichlich Phrasen ab, oder lasse ihn nicht zu Wort kommen. Falls das nicht reicht, kann ich meinen Mangel an Argumenten dadurch verdecken, dass ich die Glaubwürdigkeit solcher Gegenspieler in Frage stelle. Das Wort „umstritten“ machte in diesem Sinne eine mediale Karriere ohnegleichen.

Dem ersten Etikett lasse ich eine Serie weiterer Stempelattacken – etwa die Frage: Wollen Sie der Konkurrenz in die Hände arbeiten?“ – folgen, gern mit etwas Kontaktschuld geschärft, um das Vertrauen in Personen mit abweichender Meinung allgemein und des jeweiligen Kontrahenten im Besonderen zu schreddern.

Der Sündenbock – das symbolische Opfer

Es gibt nie genug Zahlen, Statistiken, Erhebungen, Umfragen, Studien, Expertisen, um nicht aus einem Konflikt etwas unentwirrbar Komplexes zu posamentieren, aus manipulierten Fragen, Aussagen, Zitaten dem Sündenbock Bösartiges zu unterstellen. Sehr hilfreich ist, mit einer möglichst unüberschaubaren Menge von widersprüchlichen Informationen das Publikum – oder auch ein Strafgericht – zu verwirren.

Wenn’s schief geht – wenn sich etwa Zwangsmaßnahmen in einer vermuteten Pandemie als unsinnig, schädlich und nicht oder nur mit großem Aufwand reparabel erweisen, der Sündenbock obendrein als unschuldig – hebe ich bedauernd die Hände: „Tut mir leid, damals haben wir es nicht besser gewusst.“ Und füge gnädig hinzu: „Wir sollten einander verzeihen, denn wir haben nur für alle das Beste gewollt und unsere Arbeit gemacht. Jener aber war destruktiv. Oder wollen Sie behaupten, Sie hätten alles besser gemacht?“

Das geht meistens gut, das Vergessen ist mein Freund, des Applauses meiner Korporation darf ich mir solange sicher sein, wie für alle die Pfründe gesichert ist.

Unwillkommenen Informationen den roten Stempel „Verschwörungstheorie“ aufzudrücken, geht allerdings nach hinten los, wenn sich diese Informationen als zutreffend erweisen. Elon Musk hat mit der Veröffentlichung der „Twitter-Papers“ in ein Wespennest gestochen: Das Zusammenspiel von Medien mit Politikern, Konzernen, im Mainstream navigierenden Profiteuren des Wissenschaftsbetriebs beim Ersticken solcher Informationen wurde offenbar. Was tun? Versuchen wir’s mit Ignorieren.

Es bedarf gar keiner Verschwörungen. Korporationen sind so aufgestellt, dass Krebswachstum und Intransparenz in ihre Gene eingeschrieben sind. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wer eine Partei, einen Staat, Konzern, eine wissenschaftliche oder sonstige Institution finden will, die frei von Korruption ist, wird lange suchen müssen. Es geht ja nicht nur um Geld – also Habsucht – sondern immer auch um informelle Macht: um Rangordnungen. Da locken Titel, Orden, Aussichten auf Emporkommen dank Beziehungen statt Leistungsbezug.

Ohne den Wunsch zu gewinnen, geachtet zu werden, ohne Dominanzimpuls sind Menschen – vielleicht sogar Ameisen – kaum lebenstauglich. Ebensowenig ohne Bereitschaft, Kompromisse zu machen. Aber wenn ein einzelner Impuls über-„mächtig“ wird, als Herrsch-Sucht, die nach immer mehr bürokratischen Regeln, Überwachung und Kontrollen verlangt – dann stirbt nicht nur die Freiheit, sondern mit ihr jedes Vertrauen.

Dieser Artikel wurde im Juni 2023 bei „Der Sandwirt“ erstmals veröffentlicht

Souverän oder Plebs? Wer wählt?

Auch der große Bruder in Moskau wollte ab 1972 nur noch harte Währung für den Handel mit dem kleinen

Als die Wirtschaft des ›real existierenden Sozialismus‹ in den 70er Jahren für jeden erkennbar asthmatisch wurde, entschieden die Herren im Politbüro, den Klassenkampf ganz und gar auf die ideologische Ebene zu verschieben. Das ›Überholen ohne einzuholen‹ von Walter Ulbricht war ökonomisch und wissenschaftlich-technisch zur Lachnummer geworden, aber die Deutungshoheit über den ›Antifaschismus‹ und den dafür notwendigen Schutzwall war zu verteidigen, und alle Fragen, auf die der Kapitalismus keine Antwort hatte, ließen sich trefflich instrumentalisieren: „Ausbeutung des Menschen durch den Menschen“, „Entfremdung“, „Warenfetischismus“, „Kolonialismus“, „Rassismus“…

Da Moskau, Peking und Ostberlin praktisch keine Antworten, sondern nur staatlich gelenkte Mangelwirtschaft anzubieten hatten, verfielen sie auf die Idee, ein Stück Welt-Markt und ein bisschen Binnenmarkt unterm Patronat Kommunistischer Parteien zu organisieren. Eigentlich kein Wunder, denn der Kommunismus ist schließlich ein Gewächs auf dem Holz des Kapitalismus: Irgendwer muss die Arbeit machen, Mehrwert schaffen, der von Politbürokraten in Pläne gefasst und verwaltet wird.

Ob Mosambik, Angola, Äthiopien,… DDR-Waffen in Kriegen begehrt

Sie agieren dabei lautstark als die guten Antiimperialisten. Alle Menschen wollen Geld und Wohlstand, die Politbürokraten versprechen ihnen die Unbedenklichkeit ihrer Version von Wirtschaft im Sinne sozialer Gerechtigkeit und höherer Moral. Es gibt klare Feindbilder. So etwas mögen die meisten. Im Ansehen mancher Staaten Afrikas hatten sie damit zeitweilig einen Kredit, statt knappen Devisen wurde mit Waren bezahlt – vor allem LKW, Waffen und Munition. Die meisten DDR-Bürger buchten das unter Solidarität und freuten sich, wenn’s für die blauen Bohnen der „Kommerziellen Koordinierung“ – so hieß die Fachmannschaft des Stasi Obersten Schalck-Golodkowski – rote Bohnen, also Kaffee, aus Äthiopien gab.

Die SED und ihre Helfer in gleichgeschalteten Parteien – es gab »liberale«, »nationale«, »christliche« und eine der Bauern – konnten sich einfach auf tief ausgetretenen Trampelpfaden anthropologischer, gern religiöser Rituale bewegen, nach denen Menschen in gute und böse einzuteilen waren. Und so läuft es immer noch – so lange nicht dem Wahlvolk die Lücken zwischen Heilsbotschaften und real existierendem Mangel an gelösten Problemen unerträglich werden. Es ist interessant zu beobachten, wie Populisten aller sozialistischen Richtungen sich dann zugleich der folgsamen Masse anbiedern und die enttäuschte Masse als Pack, Pöbel, Plebs etc. beschimpfen.

Machen wir’s kurz, denn 40 Jahre DDR waren lang genug: Politisch vertrauenswürdig ist, wer sein Mandat einer hinreichend großen Zahl von Individuen mit dem Wunsch nach Freiheit und Selbständigkeit verdankt, weil sie ihm zutrauen, sich für ihren Erfolg im (globalen) Markt ebenso wie fürs soziale Umfeld und die natürlichen Ressourcen einzusetzen. Er muss keine Feindbilder ausmalen, keine archaischen Herdenimpulse in Dienst nehmen, er hält stattdessen die Dominanzwünsche von Politbürokraten im Zaum. Staat und Politik sind – wie’s das Grundgesetz vorschreibt – dem Dienst am Wohl des Volkes, lateinisch populus, verpflichtet, nicht der Pfründe von Parteien, ihnen gefälligen Medien und ihren als NGO getarnten Hilfsorganisationen.

Das Grundgesetz – mehr als nur aufgeklebtes Symbol?

Medien hätten eigentlich dem Beweihräuchern von Gewählten und Beamteten sowenig zu dienen wie eigener Machtgier, wenn sie Vertrauen verdienen wollten. Will sagen: Wenn Politbürokraten und ihnen aus offensichtlichem Eigennutz gefällige Journalisten statt über unvermeidliche Interessengegensätze und Konflikte zu informieren, dem Plebs, von dessen Steuern und Zwangsbeiträgen sie leben, über den Mund fahren, verlieren sie ihre Existenzberechtigung. Wenn sie sich dem Alltag, den Mühen der Demokratie – also dem Umgang mit Demos, dem Volk, entziehen, indem sie sich als Vormund aufspielen, dann wollen sie Sozialismus, gegründet auf einer Ersatz-Religion namens Marxismus-Leninismus oder sonstiger Heilslehren von Weltgeltung. Sie dürfen dann wieder gegen Leugner, Ketzer, Renegaten kämpfen – das freie Wort unterdrücken, Bücher, Bilder, Filme und Denkmäler eliminieren. Die Macht gibt ihnen das erhabene Gefühl, zu den Guten zu gehören: Es hat nicht nur hierzulande blutige Millionenopfer gefordert.

Vertrauen – wem? Ein Tucholsky-Abend hinterlässt Fragen

Karikatur aus dem 19.Jahrhundert zeigt die "gute Presse".

Die Karikatur aus dem 19.Jahrhundert zeigt die „gute Presse“. Sie unterwirft sich in vorauseilendem Gehorsam der Zensur

Mag sein, dass der Journalismus den Tiefpunkt seiner Wertschätzung immer noch nicht erreicht hat. Dass er in die Krise geraten ist, verwundert nur Leute, die letzte Wahrheiten für wünschenswert halten und sich selbst im Besitz geeigneter Werkzeuge wähnen, zu letzten Wahrheiten vorzudringen. Sie hinken in ihrem Verständnis menschlicher Erkenntnisfähigkeit damit den Naturwissenschaften, der Physik insbesondere, um mehr als ein Jahrhundert hinterher. Ihnen fehlt jede Einsicht, dass Wahrnehmung jedenfalls subjektiv, eine vermeintliche Objektivität nur aus der Sicht einer – wie immer definierten – Gottheit zu gewinnen ist, die sich jeglicher Zugehörigkeit zu sozialen Abhängigkeiten entschlägt. Relativitätstheorie und Quantenphysik haben diesen Größenwahn eigentlich erledigt. Nietzsche lieferte mit seinem konsequent subjektivistischen Denkmodell “Gott ist tot!” einen nach wie vor beeindruckenden philosophischen Beitrag.

Wir leben leider in Zeiten, da Bildungssysteme solche Einsichten zugunsten der Behauptung ignorieren, dass über Wahrheit und Irrtum mit Mehrheit – etwa in Form von Quoten oder anderen rein quantitativen Erhebungen – entschieden werden könne. Das verschafft Wahnvorstellungen ältester Provenienz ein dauerhaftes Existenzrecht. “Wenn eine Idee die Massen ergreift, wird sie zur materiellen Gewalt”, konstatierte Marx, die Geschichte belegt, dass “Idee” durchaus wüste Wahnvorstellungen bedeuten kann. Wir erlebten die Konsequenzen in Formen des Totalitarismus von Gottes-Staaten, Kommunismus und Nationalsozialismus, wir erleben sie tagtäglich in den unausrottbaren Gefolgschaften religiösen, „linken“ und „rechten“ Fanatismus. Er hat überdauert, weil das Gefühl der Zugehörigkeit zur Macht der Masse jede qualifizierte Gegenwehr bis heute zu unterwerfen imstande ist.

Neben dem Totalitarismus sah Viktor Frankl, dem KZ entkommener Neurologe und Psychologe, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, den Konformismus als ebenso wirkmächtige, womöglich größte Bedrohung der Freiheit an. Er fand Demokratie und Rechtsstaat durch konformes Verhalten gefährdet: Zu wollen, was die anderen tun, hindere den Menschen am sinnerfüllten Leben ebenso, wie zu tun, was die Totalitären wollen. Beide Richtungen beschäftigen heute jeden, der sich mit Verhalten und Verhältnissen in der Arbeitswelt auseinandersetzt: „Command and Control“, „Befehl und Gehorsam“ oder die „3-K-Methode“ – Kommandieren, Kontrollieren, Korrigieren – erweisen sich weithin als untauglich für den Wandel in der Informationsgesellschaft. Er verlangt selbständiges Denken und verantwortliches Handeln statt Unterordnung – und dass konformes Mitschwimmen im Soziotop nur eine Form von Subalternität ist, liegt eigentlich auf der Hand.

Wer den Alltag in modernen Redaktionsbüros von Massenmedien zwischen Peking, New York, Paris, Berlin, Mainz, Hamburg, Köln oder Baden-Baden erlebt hat, der weiß, dass eine von noch so guten Argumenten untermauerte Position chancenlos ist, falls sie von der totalitären Parteilinie abweicht oder vom konformistischen Mainstream – den auf Quoten und Verkaufszahlen orientierten Maßgaben des jeweiligen Mediums. Für Querköpfe und Abweichler bleiben Nischen – und die Hoffnung, dass es im Internet Freiräume gibt, die weder von Regierungen noch von mächtigen Konzernen oder NGO zugemauert werden können.

In China, Russland und den meisten islamischen Staaten werden diese Hoffnungen von technisch hochgerüsteten Kontrollinstanzen der Regierenden erbarmungslos zerstört. Die Medienkartelle des Westens dominieren vor allem dank konformistischer Gewöhnung ihres Publikums. Ein Spezialfall sind die Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Sie sind in Deutschland durch das System der Rundfunkbeiträge gegenüber der Konkurrenz im Markt privilegiert, andererseits durch Gremien an staatliche, kirchliche und andere Korporationen gebunden, also keineswegs politisch unabhängig. Wer dort angestellt oder als freier Produzent von Aufträgen abhängig ist, überlebt nur konform. Ausnahmen – gern zum Beweis für angebliche Treue zum grundgesetzlichen Auftrag unabhängiger Berichterstattung vorgeführt – bestätigen die Regel. Sie werden immer seltener.

Es bedarf keiner Zensur mehr, wenn die Schere im Kopf Voraussetzung zu einer Einstellung oder Vergabe eines Auftrages wird. Und da die Hochschulen des Landes in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Absolventen mit dem Berufswunsch “Was mit Medien” in die enger werdenden Märkte entlassen haben, ist der Konformitätsdruck insbesondere auf die Heerscharen prekär um Einkommen kämpfender Absolventen vor allem aus soziologischen, politologischen, pädagogischen und – in geringerem Maß – naturwissenschaftlichen Fächern mächtig. Wer ihm ausgesetzt ist, wird es als große Ermutigung empfinden, wenigstens moralisch auf der richtigen Seite zu stehen. Er wird nicht zögern, durch besonders engagiertes Auftreten, durch die vom Arbeitgeber gewünschte Haltung, seine Karriere im Gestell voranzutreiben – oder sich als Produzent langfristig Aufträge zu sichern.

Da sind wir. Und wir haben es – horribile dictu – mit einem Staat zu tun, der gar zu gern das Internet als Kontrollinstanz in Dienst nähme. Noch sind Überwachungsmaßnahmen nach chinesischem Muster hierzulande nicht eins zu eins umsetzbar, aber das “Netzwerkdurchsetzungsgesetz” zeigt, wie sich mit dem Kunstgriff eines Outsourcings staatlicher Überwachung an private Firmen und das Ertüchtigen staatlich finanzierter Gesinnungsprüfer wie der Amadeu-Antonio-Stiftung, geführt von einer ehemaligen Stasi-Zuträgerin, fast jede kontroverse Meinungsäußerung auffinden und unterdrücken lässt. Es bedarf keines chinesischen Systems von “Social Credits”, um Menschen nach dem Muster der Stasi zu “zersetzen”. Denunziationen in den social media, beim Arbeitgeber, bei Kunden wirken. Entsprechende Aktionen gutmeinender “Social Justice Warriors”, von Ministerien oder Parteistiftungen ertüchtigt, finden Verteidiger in regierungsnahen Medien. Mit dem Anspruch moralischer Unantastbarkeit im Namen geben “Antifa”-Helden gern auch dem Impuls “Gewalt Macht Lust” nach. Das nannte man zuzeiten “sozialistischen Humanismus”: Dem Klassenfeind gegenüber ist alles erlaubt, und wer Klassenfeind, gar Faschist ist, bestimmt im Besitz letzter Wahrheit und höherer Moral die Partei, die Partei, die immer Recht hat. Und jedem Totalitarismus gesellt sich massenhaft konformistisches Mitläufertum: Eine Kultur des Beschwichtigens und Wegsehens zum Erhalt eigenen Ein- und Fortkommens.

Kurt Tucholsky, einer der erfolgreichsten Journalisten des 20. Jahrhunderts, links, demokratisch, erklärter Feind der Nazis, verzweifelte daran, dass die Weimarer Republik zerbrach, weil die Parteien – fast alle Vorläufer heutiger Parteien – unfähig waren, den Nationalsozialismus mit überzeugenden Strategien abzuwehren. Kommunisten, wenn sie nicht zur NSDAP überliefen, bekämpften die SPD als “Sozialfaschisten”, die Deutschnationale Volkspartei paktierte mit Hitler. Manche Bürgerlichen sahen ihn als geringeres Übel. Alle wollten die Macht, wenige blickten weit voraus, wie es Journalisten vom Rang eines Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Maximilian Harden, Karl Kraus,… getan hatten.

In der Sowjetischen Besatzungszone setzten sich nach 1945 Konformisten der SPD-Führung durch, wurden von Ulbricht, Pieck & Co. mit der KPD zwangsvereinigt, in der stalinistischen SED minorisiert. Reste bürgerlicher Parteien – die „Liberalen“ der LDPD, „Nationaldemokraten“ der NDPD opponierten gegen SED-Politik sowenig wie  CDU oder Bauernpartei. Zusammen mit Massenorganisationen, denen fast jeder DDR-Bürger angehörte, waren sie Transmissionsriemen des totalitären Regimes, als „Blockparteien“ durften sie im „antifaschistischen“ Deutschland ein Scheinparlament aufführen. Der Volksmund – heute bezeichnete man das wohl als „populistisch“ oder gar „Hatespeech“ – nannte sie Blockflöten. Kultur und Medien wurden immer wieder einmal hart, nicht selten mit Hilfe von Stasi und Gesinnungsjustiz, auf Linie gebracht. Oppositionelle flohen nach Westen.

„Fehlen uns heute Köpfe wie Tucholsky, da sie doch angesichts der tiefen Spaltung des Landes wieder gebraucht würden?“ fragte mich eine Besucherin unserer Literaturreihe „Leben Lesen“. „Wenn ja: Woran ließen sie sich erkennen? Und richteten sie etwas aus?“

Ich weiß es nicht. Wenn es sie gibt, beweisen sie sich an denselben zwei Kriterien wie vertrauenswürdige Politiker: Sie wähnen sich nicht totalitär im Besitz der Wahrheit und preisen ihrem Publikum – oder ihren Wählern – weder Patentlösungen an, noch geben sie ihnen die Linie vor. Sie verschweigen oder beschönigen eigene Fehler nicht, erstreben also nicht, dass man ihnen alternativlos zu folgen habe. Und: Sie reden nicht konformistisch denen nach dem Munde, die massenhaften Zulauf und Teilhabe an der Macht versprechen.

Das freilich ist eine seltene Spezies. Aber es gibt sie. Sie entlassen den mündigen Bürger nicht aus der Verantwortung. Sie machen ihm nur Mut, an der richtigen Stelle Nein zu sagen: Wenn er tun soll, was die anderen wollen, oder wenn er wollen muss, was die anderen tun. Sie begleiten ihn, wenn er vor der Frage nach Sinn steht – ohne Antworten zu geben, geschweige „alternativlose“ letzte Wahrheiten im Namen höherer Moral zu verkaufen. Sie sind noch da. Sie werden angegriffen von Totalitären und Konformisten. Sie sind noch nicht emigriert. Ob sie etwas ausrichten können, ist die Frage, an der sogar ein Tucholsky verzweifelte.

Der verstellte Frieden

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Blatt 3 aus Goyas „Schrecken des Krieges“

“Wenn irgendein Konflikt mit Hilfe der Sprache gelöst werden soll, muss er in voller Schärfe und mit allen Sinnen wahrgenommen und nicht zuvor auf die Terminologie politischer Correctness hingebogen oder hinter den Lügen sozialpädagogischen Wunschdenkens versteckt werden.”
So steht’s im dritten Kapitel von „Der menschliche Kosmos“. Und – in aller Bescheidenheit – dort finden sich auch einige wichtige Hinweise auf die Entstehung beispielloser Gewalttaten wie die von Anders B. Breivik, von Robert Steinhäuser in Erfurt 2002, von Emsdetten und Winnenden. In eine Medienlandschaft, die das Ziehen von Schubladen als erfolgreiches Sozialritual etabliert hat, passen natürlich nicht die unbequemen Fragen meines inzwischen zehn Jahre alten Buches:
“Eine Psychopathologie Adolf Eichmanns hat es deshalb nie gegeben, weil sein Verhalten lebenslang den Normativen eines brauchbaren, wenig auffälligen AnGestellten entsprach. Seine Selbstwahrnehmung war entsprechend. Das liegt nun nicht etwa daran, dass Eichmann psychisch nicht gestört gewesen wäre, sondern daran, dass seine psychische Deformation massenhaft verbreitet, ja sogar als besondere Eignung für spezielle politische Ziele willkommen ist.

Ein Apparatschik der mörderischen Art braucht keine „teuflisch-dämonische Tiefe“ – das hat Hannah Arendt schon im Eichmann-Prozess beobachtet. Es genügen Karrieregeilheit und ein empathiefreier Dominanzimpuls. Solche Figuren reussieren besonders in totalitären Systemen: Dserschinski, Beria, Heydrich, Mielke sind nur die bekanntesten von ihnen. Es gibt sie aber in jedem Herrschaftsapparat, auch in demokratischen Staaten. Wenn Parteien sich ihrer Dienste auf dem Weg zur Macht bedienen können, tun sie es. Solange demokratische Öffentlichkeit und Rechtsstaat funktionieren, sind solche Parteien aufzuhalten. Sie werden folglich alles daran setzen, Meinungsfreiheit und unabhängige Justiz zu torpedieren. Dienstbare Typen mit einem herzlichen Verhältnis zu Frau und Kindern und – nach eigenem Bekunden – keinerlei persönlichen Aversionen gegen Juden, Russen, Deutsche, Katholiken, Protestanten, Andersfarbige, Schwule, Rechte, Linke oder überhaupt irgendwie „Andere“ drücken aber nötigenfalls – mit dem reinsten Gewissen der Welt – auf den Knopf mit der Hunderttausend-Tote-Technik. Warum? Weil sie es können. Das gilt als gesund – und im Nachhinein wird niemand für ihre Karriere Verantwortung übernehmen.

So wäre es bei Anders Breivik auch gewesen, nur hatte er nicht die Rückendeckung eines Regimes. Er hat sich sein eigenes erfunden. Er erfand sich selbst die Partei, die ihn anderenorts als Helden gefeiert hätte. Die Welt ist voll solcher Orte. Jeder Panzerfahrer in Syrien oder Libyen, jeder Anhänger des IS massakriert bedenkenlos Frauen und Kinder, wenn das Feindbild stimmt, um nach dem Einsatz wieder sein Kindchen auf dem Schoß zu schaukeln und seiner Frau zu sagen wie schön sie ist. Ab und zu brechen solche menschengemachten Konstrukte von Recht und Gerechtigkeit zusammen. Die verpimpelten AnGestellten, deren Waffen zu unverdächtigen bürokratischen Prozeduren geschrumpft sind, schlagen dann die Hände überm Kopf zusammen und suchen Rat bei Leuten, die ihnen erklären, dass Massenmörder Psychopathen sind. Sind sie aber nicht.
Schön bequem ist auch die Erklärung von der “narzisstischen Persönlichkeitsstörung”. Sie suggeriert, dass man Massenmörder nur rechtzeitig in eine Menschenreparaturwerkstatt schaffen müsste, um Massaker zu verhindern. Schön. Mozart wäre als Komponist auf diese Art ebenso verhinderbar gewesen wie ETA Hoffmann als Autor, und – auch nur als Beispiel – Konstantin Wecker als Held der Antifa.
“Die auf möglichst massenhaften (Quote!) voyeuristischen Konsum von Gewalt ein-Gestell-ten Medien schreiben die Zyklen von Gewalt- Macht- Lust massenhaft als emotionale Erfolgsgeschichte fort. Die ideologische Trennung von „guter“ und „böser“ Gewalt ver-stellt ihre Wahrnehmung als Geschichte zerstörter Möglichkeiten.”
Das Problem menschlicher Wahrnehmung ist, dass sie nicht wissen will, was quer zu ihren weitgehend und vor allem kurzfristigen und kurzsichtigen Erlangungs- und Vermeidungsstrategien steht. Das finden Sie unzutreffend? Ich freue mich auf Ihre Kommentare – aber lesen sollten Sie vorher schon.

(Der Artikel aktualisiert „Die unsichtbaren Massenmörder“ vom 31.11.2011)

Lebenszeiten

IMG_20160410_135523Er hat ja gerade erst begonnen, der Sommer 2016. Die Nachrichten von Unwettern und dem damit verbundenen Unglück treiben die Woge der Aufmerksamkeit: Donner und Blitz, überschwemmte Straßen und Keller, Milliardenschäden fluten die Wichtigkeiten von gestern davon, die Leute heben die Hände über die Wiederkehr eines “Jahres ohne Sommer” wie 1816. Die Tyrannen dieser Welt gehen derweil ihren Geschäften nach, sie werden es auch tun, während das Parteiengezänk über einen neuen Bundespräsidenten mediale Aufmerksamkeit erheischt, der Fußball wird wieder für eine Weile zum Quotenmagneten, Lechts und Rinks prügeln uns unverdrossen ihre dogmatischen Wahnvorstellungen von einer irgendwie viel besseren Welt unter ihrer Führung um die Ohren. “Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt”, hat Erich Kästner schon vor 60 Jahren gemeint, und wusste noch nichts von Discountlinien quer über alle Kontinente und dem Quoten-Mob in sozialen Netzwerken. Aber sein Junigedicht hat einen wunderbaren Schluss:

“Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.

Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.

Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
ob’s Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.”

Ich füge dem meinen sehr persönlichen Blick aufs – wundersame – Geschehen hinzu:

Der Sommer bleibt nicht. Sag: willst du denn bleiben?

Törichter Mensch, das Universum rechnet nicht

In deinen Zahlen: Stunde, Jahr und Tag.

Ist nicht dein Winter dir ins Fleisch geschrieben?

Ist’s nicht des Herzens allerletzter Schlag?

Du weißt es nicht. Du willst es gar nicht wissen.

Du wünschst, dass jeder Schmerz dich meiden soll.

Du träumst von Lust, von Liebe und von Küssen

Die ewig dauern, ohne Lebewohl.

Dein Herbst, mein Freund, winkt schon aus Rosenblüten

Die Wolken ziehn – vertrau dich ihnen an.

Du warst ein Kind, geliebt, du wurdest Mann

Und lerntest hassen, kämpfen, wüten.

Bist bald ein Greis, schon färbt der Frost dein Haar –

Vertrau den Wolken. Was vergeht, ist wahr.

Wie aus Geschichte rein gar nichts gelernt wird

CheHighWenn etwas sicher ist: Niemand wird sich finden, der für den Aufstieg der AfD verantwortlich sein will – außer natürlich den von allen Bessermenschen als Deppen gebrandmarkten und geprügelten AfD-Anhängern. Die freuen sich. Ich ärgere mich, weil ich regelmäßig Leute bezahle, denen zur AfD nie etwas anderes einfiel, als sie in der Aufmerksamkeitsökonomie mit Kapital zu versorgen. Damit haben sie sich als Superklugscheißer qualifiziert und dürfen jetzt zur Belohnung die Wahlerfolge der AfD als Naturkatastrophe bejammern. Herzlichen Glückwunsch Smiley mit geöffnetem Mund

Immer wieder reloaded: Ein irrer Duft von frischem Heu

Eine Wiese - oder nur Heu?

Eine Wiese – oder nur Heu?

Zugegeben: der folgende Text ist nicht mein stärkster. Es ist zu zornig, zu persönlich. Irgendein Witzbold fand ihn gut genug, mich mit seiner Hilfe öffentlich zum Deppen zu machen: Er unterschob der Linkempfehlung in meiner Statusmeldung bei XING einen Code. Nun wird sie, gleich einem Sprung in der Platte, andauernd wiederholt. Freunde machten mich aufmerksam, ich teilte XING das Problem mit – bisher ergebnislos. Jetzt habe ich den Titel  geändert. NEIN!  Es ist kein Propagandatrick, um mehr Leute zu meinem Blog zu lotsen!

Auch heuer werden Herzen der DäDäÄrr-Nostalgiker wieder höher schlagen, wenn eine der erfolgreichsten Komödien aus der guten alten Zeit – von der DEFA in der Ägide des Stasi-IM- Generaldirektors Hans-Dieter Mäde 1977 verfilmt und mit einem Kritikerpreis belorbeert – Bühnen in Meckpomm zu Zeitmaschinen macht. “Ein irrer Duft von frischem Heu” half den Werktätigen, die Mangelwirtschaft zu ertragen, indem sie über leicht verrenkte, aber partei- oder sonst irgendwie fromme Schauspieler lachen durften. Die Gartenzwerge auf der Bühne passten den Riesenzwergen im Politbüro ins Konzept: folgenlose Massenbelustigung gegen wachsende Zweifel an der Heilsgeschichte des Sozialismus. Honecker, Mittag, Mielke & Co. waren 1977 zwar schon ökonomisch am Ende, aber dank Stasi, Stacheldraht und Selbstschussanlagen gegen Republikflüchtlinge immer noch im Vollbesitz der Macht. Sie entschieden: die Schulden sind erdrückend, aber die Afrikaner helfen uns vielleicht heraus, wenn wir genügend Kalaschnikows und W 50-LKW gegen Kaffee, Kohle und andere Rohstoffe eintauschen, statt harte Dollars zu zahlen. Wenn die Leute Kaffee haben und den irren Duft von kabarettistischen Knallfröschen, geht das sozialistische Wachstum schon irgendwie weiter; nörgelnde Kritiker verduften früher oder später mit oder ohne devisenträchtigen Häftlingsfreikauf aus dem Stasiknast gen Westen. Eigentlich war 1977 schon alles zu verkaufen – Menschen sowieso.

Ich gönne den Untertanen von einst und Untertanen von heute das Vergnügen, über die Riesenzwerge von damals zu lachen, während sie die Verantwortung fürs politische Geschehen – die fürs ökonomische zumal –  den modernen Riesenzwergen überlassen. 1981 habe ich mich geweigert, das Erfolgsstück zu inszenieren, dem Intendanten angeboten, drei Monate unbezahlten Urlaub zu nehmen. Ich wollte Texte schreiben, die in der DäDäÄrr nie veröffentlicht worden wären. Meine Texte interessieren – anders als “Ein irrer Duft von frischem Heu” –  immer noch winzige Minoritäten. Trotzdem weigere ich mich, der Volksbelustigung um der daraus resultierenden Einnahmen willen meine Zeit zu opfern. Der Waffenhandel – der mit Kalaschnikows, der mit Minen, der mit Raketen, der mit Feindbildern – funktioniert zu gut. Weder der irre Duft von frischem Heu noch die Farbe des Geldes können mich betäuben. Manchmal, wenn ich wie in der DäDäÄrr sehr verzweifelt bin, betäube ich mich mit Alkohol. Aber das hilft nur zeitweise. Dann ist der Gestank von Macht und deutschem Untertanengeist wieder da.

Königs-Spiele

Das folgende Gedicht ist nicht aus aktuellem Anlass entstanden. Gaddafi ist nicht der erste, gewiss auch nicht der letzte Narr mit Ambitionen und einer zahllosen Gefolgschaft, die nach seinem Tod nahezu unsichtbar wird. Sein Nachlass ist einschüchternd: freigesetzte Waffenarsenale für neue Massenmorde

Die Kaiser starben und die Könige sind

Nur Marionetten auf globaler Bühne.

Die Generäle kämpfen in den Wüsten

Im Hochgebirge herrschen die Tyrannen

Von Erdgas’, Koks oder Petroleums Gnaden

Und Stammesfürsten schürfen aus den Minen

Was Weltmarkt ihnen lässt für ihre Konkubinen.

Der neue Mensch nach Marx und Mao schafft

Sich einen neuen Herrn und er erkennt

Darin sich selbst. Und fürchtet sich gar sehr

Vor all den alten, bösen Potentaten

Die aus der Menschen Knochen, Blut und Schweiß

Sich Pyramiden schufen. Jeder weiß

Inzwischen, dass die Greueltaten

Der alten Zeit – nur etwas umverteilt

Dem neuen Menschen heut den Wohlstand schaffen.

Er liefert der Gewalt die stärksten Waffen

Gern zahlt er dann für des Gewissens Ruh

Gebühren für medialen Weihrauch zu.

 

China verliert eine Stimme, die Welt gewinnt einen Autor

Liao Yiwu, verhaftet, gefoltert, verboten, hat sich nicht brechen lassen. Partei und Staat ließen den Dichter überwachen, bis ihm im Sommer 2011 die Flucht über Vietnam gelang. Seine verbotenen Texte werden in seine Heimat zurückkehren. Aber vorher sollten wir sie unbedingt gelesen haben.

Romantitel "Für ein Lied und hundert Lieder"

“Konterrevolution” ist der Spitzname des Dichters bei seinen Zellengenossen, die Gefängniswärter heißen “Regierung Liu” oder “Regierung Tong”. Diese amtlich ermächtigten Sadisten mit ihren Elektroknüppeln lassen den wegen seiner Proteste gegen das Massaker auf dem “Platz des Himmlischen Friedens” eingesperrten Liao Yiwu deutlich spüren, dass ihnen ein politischer Gefangener gerade so wenig bedeutet wie ein Krimineller, wenn sie ihre Lust an der Demütigung Gefangener ausleben. Tagelang werden die Hände von Inhaftierten auf den Rücken gebunden, so dass sie beim Essen und Stuhlgang auf andere angewiesen sind, zwei Zellengenossen werden aneinander gefesselt, gegenseitigem Hass und Drangsalen des Überlebens in einer Rotte von Todeskandidaten, Mördern, Dieben, Vergewaltigern ausgeliefert. Zwischen Körperdünsten, Exkrementen, Schmutz, Läusen wird jede Privatheit zerstört, eine Hierarchie der Verbrecher bildet sich und nimmt den Wärtern die Arbeit ab. Nur wenn die Prügel- und Foltergeräusche im staatlichen Vollzug allzu auffällig werden, greifen sie mit dem Elektroknüppel ein.

Es gibt eine “Speisekarte” der Folterpraxis von Häftlingen untereinander, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt: “Bärentatzen-Tofu” und “beidseitig in Öl bräunen” etwa, also heftige und anhaltende Schläge mit der flachen Hand auf Brust und Rücken können tödlich sein; “Rachengeschnetzeltes, weich” bedeutet das Einschlagen des Kehlkopfs mit der Handkante. Liao Yiwu überlebt, weil er sich nach Kräften wehrt, prügelt, seinen Starrsinn mit wochenlangen Fesselungen büßt, er ist dem Selbstmord nah, aber er gewinnt auch den Respekt der anderen Strafgefangenen, und selbst in dieser Hölle gibt es Momente der Menschlichkeit, der Hilfsbereitschaft. Es gibt sogar eine eigene Art von Humor in Todesnähe, auf dem Höhepunkt inszenieren die Häftlinge eine Totenfeier für einen der Ihren als Staatsakt nach dem Vorbild der Bestattung von Mao Zedong.

Schlimmer noch als die Brutalitäten im Knast sind sadistische Schreibtischtäter. Der Politkommissar Huang brüstet sich im Vollgefühl seiner von Staat und Partei übertragenen Macht über einen Häftling in der Isolation: “Die ersten beiden Jahre bin ich noch zu ihm in seine Höhle hinabgestiegen, er war bockig und hat keinen Ton gesagt, aber als der dritte Frühling vor der Tür stand, ist er auf allen vieren herumgekrochen, hat Kotau gemacht und um Vergebung gefleht. Der Kerl war fünf Jahre und sieben Monate in diesem Loch, er war ein lebendiges Gespenst und auf beiden Augen blind. Am Ende ergriff er die Gelegenheit, klammerte sich durch das Gitter an meine Beine und hat nicht mehr losgelassen. Aus humanitären Gründen habe ich ihm dann erlaubt, von den Toten aufzuerstehen und in das Licht der Sonne zurückzukehren.”

Die Lust daran, den Stolz, die Selbständigkeit, die Fähigkeit zum Widerstand zu brechen geht mit der Macht in hierarchischen Systemen einher – wer sich davon überzeugen möchte, muss auch hierzulande nicht lange suchen. Aber es gehört leider zum perfekt funktionierenden Verdrängungsgeschehen des Einzelnen wie der Gesellschaft, Opfern gewaltsamer Übergriffe eine Mitschuld zuzurechnen. Deshalb war Liao Yiwu im wirtschaftlich hemmungslos wachsenden China sehr einsam. Und deshalb wird auch hierzulande die Rettung der deutschen Wirtschaftsinteressen für Politik, Medien und eine selbstgefällig über deutsche Probleme schwadronierende Tischgesellschaft im Chinarestaurant wichtiger sein, als was den Deutschen eigentlich jeden Tag in den Ohren klingen müsste: Die Würde des Menschen ist unteilbar. Demokratie wird hierzulande nicht dauern, wenn wir den Preis ignorieren, der anderenorts auf dieser Welt für unseren Wohlstand gezahlt wird.

Das Radiofeature über Liao Yiwu und sein Buch ist zum Hören und Download auf SWR 2 bereit.

Liao Yiwu “Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen” Übersetzt von Hans Peter Hoffmann, S.Fischer Verlag, Hardcover 580 Seiten, 24,95 €

Die Nackten und die Toten

Zu dem kommenden Riesenprozeß gegen den Massenmörder Haarmann , welcher 27 Morde in Hannover vollbrachte. Zu dem Prozeß sind über 190 Zeugen geladen und ist mit einer Prozeßdauer von 14 Tagen zu rechnen. Der Massenmörder Haarmann in Ketten gehalten durch Kriminalbeamte, wird gefilmt.

Der Serienmörder Fritz Haarmann, von Polizeibeamten in Handschellen gefilmt. Bundesarchiv, Bild 102-00824 / CC-BY-SA 3.0

Mörder und Sexualverbrecher machen sich am Pranger besonders gut – das uralte Sozialritual entfaltet bei ihnen seine ganze Anziehungskraft. Davon leben BILD, RTL, Holly- und Bollywood, auch alle die nigerianischen Filmproduktionen, die ihren Vorbildern nacheifern, was manche linksgestrickte Miesepeter als späten Sieg des Kolonialismus missbilligen, ein unbelehrbarer Optimist wie ich als das Problem fortwirkender Steinzeitimpulse in jeder Art Gesellschaft interpretiert.

“Gewalt Macht Lust” – die heilige Dreifaltigkeit menschlicher Triebimpulse – macht Quote. Klar: Menschen leben, überleben auch dank anderer Eigenschaften: Empathie, Kooperationsbereitschaft, Langmut, Selbstlosigkeit. In den Medien ist derlei natürlich nur als Kontrastprogramm vermittelbar, sonst wär’s langweilig. Schule und Bildung finden daher nur entlegene Sendeplätze, es sei denn, Pädokriminelle rückten ins Blickfeld, so wie Jugendliche hauptsächlich als Drogensüchtige und Krawallmacher von Interesse sind.

Wenn’s der Verkaufe dient, dürfen auch “whistleblower” – auf gut Deutsch Nestbeschmutzer – schon mal als Helden in Erscheinung treten. Im Programm bitteschön, nicht in der Alltagspraxis der gebührenfinanzierten Anstalten! Die Doku “Geschlossene Gesellschaft über Pädokriminelle in der Odenwaldschule passte also zum Herzeigen für den grundgesetzlichen Auftrag der Anstalten, sie wurde – wie alle aufklärerischen Ambitionen – auf einen Sendeplatz jenseits der Primetime verschoben, denn in der Primetime wird mit dem quotenwirksamen Gegenteil versorgt. Nigeria lässt grüßen.

Die in den letzten Monaten aufgekommenen Sauereien zwischen Kika und MDR-Unterhaltungsprogramm sind ebensowenig Zufall und Ausnahme, wie all die Rollenverteilungen innerhalb dieser “geschlossenen Gesellschaft”, die mit finanziellen oder sexuellen Vorteilsnahmen einhergingen und von denen in 60 Jahren korporativer Verschwörung aufs Schweigen nie die Rede war.

Die “Whistleblower” innerhalb der Anstalten des öffentlichen Rechts sind hierzulande nicht weniger gefährdet als Journalisten sonstwo auf der Welt. Sie sind es womöglich noch mehr, denn sie – und alle, die sich mit ihnen verbünden – haben zu verlieren, was hierzulande zum Götzen geworden ist: das An-Gestellt-Sein mit vorzeigbarem finanziellen Erfolg, eine Art von Sozialprestige, das der riskanten unternehmerischen Selbständigkeit längst den Rang abgelaufen hat. Wer sich Feinde beim WDR gemacht hat, findet wenige Freunde bei einer andern Anstalt – dafür sorgen die Netzwerke der “Führungskräfte”. Es sind Netzwerke voller Geschichten von ökonomischer Erpressung und sexueller Abhängigkeit.

Insofern hinterlässt eine Dokumentation wie die über die Odenwaldschule eine sehr, sehr deutliche Unzufriedenheit über den Umgang der Anstalten mit ihren eigenen Defiziten.